Unfallgefahren und deren Prävention
Die fünf häufigsten Unfallgefahren aufgrund von kindlichem Fehlverhalten
Kinder wollen die Welt entdecken. Und sie freuen sich, wenn sie etwas alleine schaffen. Das sollten Sie als Eltern natürlich grundsätzlich unterstützen. Problematisch wird es, wenn sich dieser Tatendrang in gefährlichen Bereichen abspielt – wie zum Beispiel im Straßenverkehr.
Im Jahr 2018 sind im Straßenverkehr fast 30.000 Kinder verunfallt – die meisten als Insassen in einem Pkw, gefolgt von Fahrradfahrern und Fußgängern. Im Grundschulalter war jedes dritte verunglückte Kind als Fußgänger unterwegs, bei den 10- bis 14-Jährigen die Hälfte mit ihrem Fahrrad. (Quelle: Statistisches Bundesamt)
Was Kinder oft falsch machen:
- Plötzliche Überquerung einer Straße
- Überquerung einer Straße bei Sichthindernis
- Falsche Straßenbenutzung
- Fehler beim Einfahren in den Verkehr, beim Abbiegen oder Wenden
- Missachtung der Vorfahrt bzw. des Vorrangs
Was andere Verkehrsteilnehmer oft falsch machen:
- Mangelnde Kindersicherung im Pkw
- Nicht auf kindliches Fehlverhalten einstellen, wie z. B. präventiv die Geschwindigkeit reduzieren
- Beim Abbiegen nicht auf Fußgänger und Radfahrer achten
- Zu schnell fahren, auch in Tempo 30-Zonen
- Unterschätzung des eigenen Anhalteweges
- Bei „Rot“ über Kreuzungen fahren
Auf das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer können Kinder aufgrund ihres Entwicklungsstandes nicht immer entsprechend reagieren, wie z. B. Gefahren voraussehen oder schnell noch ausweichen. Das liegt daran, dass sich die notwendigen Sinne und Kompetenzen erst noch entwickeln.
Wie sich das Gefahrenbewusstsein von Kindern entwickelt
- Gefahrenbewusstsein ist in den ersten Lebensjahren von Kindern gar nicht vorhanden.
- Ein erstes Gefahrenempfinden stellt sich mit 5 oder 6 Jahren ein. Sie erkennen eine gefährliche Situation erst, wenn sie eingetreten ist. Es bleibt daher wenig Zeit zu reagieren.
- In der nächsten Phase mit ca. 8 Jahren erkennen Kinder eine Gefahr zunehmend im Vorfeld. Sie können sich die weitere Entwicklung einer Situation vorstellen und hat die Möglichkeit, noch Einfluss auf das Geschehen zu nehmen.
- Ein vorbeugendes Gefahrenbewusstsein entwickeln Kinder in der Regel erst mit 9 oder 10 Jahren. Sie können dann aktiv handeln, um Gefahren zu vermeiden.
- Erst mit den Jahren entwickelt sich die Fähigkeit, andere Perspektiven zu erkennen.
- Komplexe Verkehrssituationen können Kinder aber frühestens im Alter von 14 Jahren erfassen.
Wie können Eltern für mehr Sicherheit sorgen?
Keine Option zur Vermeidung von Unfällen ist es, das Kind vom Straßenverkehr fern zu halten und es beispielsweise überall hinzufahren. Wichtige Kompetenzen und Erfahrungswerte können so nicht gesammelt werden. Aber Sie können Ihr Kind bestmöglich vorbereiten:
Ihr Kind schützen:
- Im Auto auf entsprechende Kinderschutzsysteme achten und keine Ausnahmen zulassen (siehe hierzu die Hinweise vom ADAC).
- Als Autofahrer vorausschauend fahren, insbesondere in verkehrsberuhigten Bereichen und Wohngebieten, wo Kinder unterwegs sein könnten.
- Kinder bis zu einem Alter von 5 bis 6 Jahren grundsätzlich im Straßenverkehr begleiten, da sich erst ab diesem Alter erstes Gefahrenempfinden entwickelt.
- Auf helle Kleidung und Reflektoren achten.
- Ihr Kind erst ab der Fahrradprüfung (8 bis 10 Jahre) als Radfahrer alleine am Verkehr teilnehmen lassen.
- Auf sichere Fahrrad-Ausrüstung achten (Helm, verkehrssicheres Fahrrad).
Mit Ihrem Kind trainieren:
- Altersgerechte Lerneinheiten innerhalb einer Verkehrserziehung in Zusammenarbeit mit Schule und Kita durchführen (hier geht es zu unserem Pädagogenbereich).
- Den Schulweg üben (siehe hierzu unsere ausführlichen Tipps) .
- Trainieren konkreter Gefahrensituationen (siehe Fehlverhalten von Kindern und anderen Verkehrsteilnehmer oben).
- Im Alter von 3 bis 4 Jahren ein Laufrad- oder Rollertraining durchführen.
- Fühlen sich die Kinder danach sicher, kann mit dem Fahrradtraining begonnen werden.
- Mit 8 bis 9 Jahren ein psychomotorisches Radfahrtraining absolvieren (Wahrnehmung und Bewegung schulen) – bestenfalls im gesichertem Raum.
- Ab etwa 10 Jahren an einem Fahrradtraining in der Wohn- und Schulumgebung teilnehmen (bzw. an der Fahrradprüfung in der Schule).
Was kann ihr Kind in welchem Alter und was geht noch nicht? Zu den Entwicklungsschritten kleiner Fußgänger und Fahrradfahrer lesen Sie hier unseren Artikel.
Ihre Unterstützung durch Kindergarten oder Schule:
- Übung von Grundfertigkeiten für den Straßenverkehr (Kindergarten/Vorschule, z.B. über "Aufgepasst mit ADACUS")
- Schulische Verkehrserziehung im Sachunterricht (Grundschule)
- Fahrradausbildung (Ende Grunschule, 3. oder 4, Klasse)
- Fächerübergreifende Verkehrserziehung (nach der Grundschule)
Unser Tipp: Vorbild sein!
Wenn auch Sie sich im Straßenverkehr richtig schützen und verhalten, sind Sie als großer Verkehrsheld immer ein Vorbild für Ihren kleinen Verkehrshelden.